Gibt es einen Zusammenhang zwischen Duft und sexueller Anziehung?
Ksenia Krushinskaya, Journalistin, Schriftstellerin und Parfümkennerin, erklärt, wie ein Duft dein Date unvergesslich machen kann und was wirklich hinter der Anziehungskraft eines aphrodisierenden Parfüms steckt.
Es gibt diese französische Marke S.T. Dupont, von der du vielleicht schon einmal gehört hast. Vielleicht hast du den Namen zum Beispiel auf einem Feuerzeug von einem Kollegen oder einem Freund gelesen. Die Marke vertreibt Luxusgüter, darunter Feuerzeuge, Stifte, Manschettenknöpfe, Gürtel und andere Accessoires. Und sie haben auch eine Duftlinie. Der Duft Pour Homme, der in den späten 90er Jahren auf den Markt kam, liegt mir besonders am Herzen. Es war der charakteristische Duft des ersten Mannes, in den ich mich wirklich verliebt habe, mit dem ich zum ersten Mal Sex hatte - und mit dem ich eineinhalb Jahre lang gestritten habe.
Ich erinnere mich an den Flakon - durchsichtig, rechteckig, mit einem glänzenden Metalldeckel, der auf seinem Regal im Badezimmer stand. Der Duft war unglaublich aufregend: säuerlich, süß, frisch, alles auf einmal. Selbst wenn ich es versuchte, konnte ich den Duft nicht in Noten aufschlüsseln. Aber sobald ich ihn roch, habe ich Gänsehaut bekommen - der Duft versprach, dass ich gleich seine Stimme hören, seine Berührung spüren, jemanden sehen würde, den ich so sehr vermisste. Wir wohnten damals noch nicht zusammen, also habe ich gemacht, was jede vernünftige Freundin tun würde, und sein T-Shirt geklaut. Und ich habe dafür gesorgt, dass es nach seinem Parfüm riecht.
So konnte ich ihn riechen, wenn ich abends ins Bett ging, und das Parfüm wurde auf eine seltsame Weise zu einem Versprechen, dass ich ihn bald wiedersehen würde.
Dieser Mann ist schon lange aus meinem Leben verschwunden - wie der Duft von S.T. Duponts Parfüm. Und doch gibt es etwas, das ich aus dieser Zeit behalten habe. Das Parfüm eines potentiellen Partners ist für mich von größter Bedeutung. Ein Mann muss Eau de Cologne tragen. Daran erkenne ich, ob jemand der Richtige für mich ist. Hier ist eine kleine Geschichte: Ich hatte mal ein Date mit einem wirklich coolen Typen: intelligent, arbeitet als Redakteur bei einer renommierten Zeitung. Alles lief super, bis er zugab, dass er Parfüm hasste. Und dann wurde mir klar - er roch nach gar nichts. Wenn ich ihn umarmte, war da weder Zitrone noch Lavendel oder der prickelnde Duft der Bergamotte; ich fühlte mich kalt und unbehaglich. Es hat zwischen uns nie geklappt, und ich bin mir bis heute sicher: Seine Gleichgültigkeit gegenüber Parfüm war einer der Gründe dafür.
Ist das seltsam? Nun, selbst wenn, ich weiß, ich bin mit dieser Einstellung nicht allein. Mein Freund A., ein IT-ler, steht darauf, wenn Frauen nach Sandelholz und Curry riechen. Er meint, mit duftender Vanille dagegen könne er nichts Ernstes anfangen.
Eine Freundin von T., eine Stylistin, gab zu, dass sie allen ihren Freunden einen ganz bestimmten Duft schenkt - Black Pepper Comme des Garcons. Sie kann sich nicht vorstellen, dass ihr Mann nach etwas anderem riecht.
Eine andere Freundin, D., eine PR-Managerin, hat mir von einem parfümliebenden Ex erzählt, den sie nie vergessen wird. "Wir hatten unser erstes Date bei ihm zu Hause. Er holte diese geheimnisvolle Lederkiste mit einer Reihe von Flakons heraus und begann, sie erst auf seine und dann auf meine Haut zu tupfen. Unsere Beziehung hat nicht funktioniert - dafür gab es Gründe. Aber ich werde die Erinnerung an diesen Tag immer in Ehren halten. So sehr ich die Düfte auch liebte, ich fragte absichtlich nicht nach dem Namen. Denn selbst jetzt bin ich mir sicher, dass ich meinen jetzigen Freund betrügen würde, wenn ich diesen Duft noch einmal riechen würde. Ich gehe also lieber auf Nummer sicher". Sie hat noch einen anderen Lieblingsduft - ihr erster Freund trug Terre d'Hermes. Seitdem sprüht sie dieses Parfüm im Duty-Free-Bereich immer auf ihr Handgelenk, weil sie sich dann sicher fühlt.
Und was ist mit natürlichen Körperdüften? Dank des Booms in der Schönheitsindustrie können wir die Natur überlisten und alles verschleiern, vom Verstecken der Spuren einer schlaflosen Nacht bis zum Überdecken eines Hautgeruchs, um attraktiver zu wirken. Mit dem Geruch ist es aber doch etwas komplizierter als das, und ich muss sagen: “Zum Glück!”. Entgegen dem Schein, kann man seinen "natürlichen" Geruch nicht hinter einem Parfüm verstecken. Und der natürliche Geruch spielt eine wichtige Rolle beim Sex und kann sowohl gut als auch schlecht sein.
"Körpergeruch ist für mich extrem wichtig. Das ist einer der Gründe, warum ich keine Dating-Apps benutze" - sagt eine Freundin von N. Sie erzählte mir, dass sie sich manchmal auf eine Beziehung nicht einlässt, allein weil sie den Geruch der Person nicht mag. Meine Freundin P pflichtet ihr bei: "Das ist mir auch schon ein paar Mal passiert: Es wurde heiß, wir ziehen uns aus, aber halt. Was ist das für ein seltsamer Geruch? Und das war's dann. Ich konnte nicht weiter machen. Den Gedanken konnte ich nicht mehr loswerden!".
Seltsamerweise gibt es kaum Studien, die erklären würden, warum wir von dem natürlichen Duft unseres Körpers angezogen werden. Sind Pheromone im Spiel? Anscheinend nicht! Dieser Artikel beweist, dass Menschen keine Sexualpheromone haben. Einige Unternehmen behaupten, dass ihre Produkte Sexualpheromone enthalten würde, die als Aphrodisiakum wirken. Aber von solchen Behauptungen solltest du dich nicht in die Irre führen lassen. Unser Immunsystem dagegen hat tatsächlich einen Einfluss, darauf wie gut wir jemanden riechen können. Das sagt Dr. Lindsey Bordone, Assistenzprofessorin für Dermatologie am Columbia University Medical Center. "Das Immunsystem eines Menschen beeinflusst, was er oder sie attraktiv findet. Und es beeinflusst auch, wie der eigene unverfälschte Duft aussieht." Es gibt eine weitere Hypothese, die mehr mit Psychologie zu tun hat: "Man fängt wahrscheinlich an, den Duft von jemandem zu genießen, wenn man sich in ihn verknallt hat. Und wenn man erst einmal verknallt ist, ist man bereit, den Geruch eines jeden Körpers zu "akzeptieren"", - sagt Bordone.
Gäbe es einen universellen, erregenden Duft, der jeden verführen kann, dann hätte das Buch “Das Parfüm: Die Geschichte eines Mörders” (1985) einen anderen Titel gebraucht. Tatsächlich hat jeder seinen eigenen Duft, mit dem er Glücksmomente verbindet. Das erzählt die Pure-Community über ihre Lieblingsdüfte.
Die "psychologische" Theorie scheint mir am realistischsten zu sein. Jedes Mal, wenn ich mich zu einem Mann hingezogen fühlte, sehne ich mich nach dem Duft seiner Haut, seines Schweißes und seines Parfüms. Der Duft eines wirklich attraktiven Mannes hat mich noch nie abgestoßen. Da wir offenbar keine Sexualpheromone haben und die Theorie über das Immunsystem zu komplex erscheint, finde ich die psychologische Erklärung am plausibelsten, dass sich alles in unserem Kopf abspielt. Ein liebendes Gehirn "verliebt" sich in den Geruch des Körpers des Partners. Und wenn dieser Geruch einen abstößt, ist man vielleicht nicht so verliebt. Wahrscheinlich ist es also besser so.
Ich habe einen meiner engen Freunde um seine Meinung dazu gefragt: "Schwierige Frage. Aber eines ist sicher: Die Frau, die du willst, riecht immer fantastisch." - sagt er.
Ich muss ihm zustimmen. Wir müssen die Tatsache akzeptieren, dass kein Parfüm uns in eine Sexbombe verwandeln kann. Trotzdem sind Düfte wichtig. Vielleicht prägt sich dein Parfüm eines Tages bei jemandem so sehr ein, dass er im Duty-Free-Shop danach sucht. Weil es mit dem Duft deines Parfums am Handgelenk nicht mehr so beängstigend ist, vom Boden abzuheben.
*Der Originalartikel wurde in russischer Sprache veröffentlicht.